Fahrtenseglerabend 2019
Ausgezeichnete Geschichten auf der Preisverleihung des Fahrtenwettbewerbs am 23.03.2019 in Berlin – ein Highlight des Fahrtensports!
Der Segelsommer 2018 war sensationell: Sonne satt und blauer Himmel an den deutschen Küsten. Entsprechend viele Crews folgten dem Motto „Erzähl doch mal…“ und reichten ihren Törn beim Fahrtenwettbewerb der DSV Kreuzer-Abteilung ein. 79 Crews wurden ausgezeichnet, der Commodore-Preis und der Jugendpreis Silberne Möwe jedoch blieben in der Vitrine.
Und zu berichten gab es vieles aus Nordsee, Ostsee und Mittelmeer, aber auch aus exotischen Gewässern und den Binnengewässern vor der Haustür. Insgesamt 88 Crews haben teilgenommen in den fünf Kategorien Hochsee, See, Küste, Binnen und Jugend. „Das sind so viele Teilnehmer wie schon seit vielen Jahren nicht mehr!“, freut sich Clemens Fackeldey, der Obmann der DSV Kreuzer-Abteilung. Gerade das Fahrtensegeln liegt dem Berliner, der in Personalunion DSV Vize-Präsident für Breitensport und Fahrtensegeln ist, sehr am Herzen. Die Erfolgsbilanz des Jahres 2018 ist der verstärkten Werbung auf verschiedenen Kanälen zu verdanken. Neben Aufrufen zum Mitmachen in den Nautischen Nachrichten und in anderen DSV-Medien wurden auch die Landesseglerverbände angeschrieben, um Seglerinnen und Segler für die Teilnahme zu gewinnen.
Und das Ergebnis lässt sich sehen: Die zehnköpfige Jury hat nach intensiven Beratungen 27 mal Gold vergeben, 35 mal die Kategorie Silber und 17 mal Bronze. Naturgemäß wurden die meisten Fahrten in der Kategorie See eingereicht, darunter 2018 viele Küstenfahrten, wohingegen es nur drei Nennungen im Bereich Hochsee gab. Gabriela Thiele, die der Jury des Fahrtenwettbewerbs vorsitzt, ist dennoch zufrieden. „Wir haben auch in diesem Jahr wieder wirklich tolle Bewerbungen erhalten. Dabei werden von den Crews mehr und mehr Unterlagen auf elektronischem Wege eingereicht, was die Bearbeitung erleichtert. Schade ist allerdings, dass immer häufiger Unterlagen unvollständig eingereicht werden.“ Die Folge sind Punkteabzug und schlimmstenfalls Nichtbewertung, weil der Reiseverlauf nicht klar nachvollziehbar ist. Und das ist eines der Kernkriterien seit Schaffung des Fahrtenwettbewerbs im Jahr 1911: Die Reisen müssen navigatorisch sauber geplant, seemännisch sicher durchgeführt und professionell dokumentiert werden, damit sie anderen Seglerinnen und Seglern zur Nachahmung empfohlen werden können.
Die Verleihung der Preise fand dieses Jahr in Berlin statt, wo die Kreuzer-Abteilung vor mehr als 100 Jahren gegründet wurde – damals wie heute mit dem Ziel, den Fahrtensegelsport in Deutschland zu fördern. Neu war allerdings der Veranstaltungsort, der historische Bärensaal in Berlin-Mitte. Zur Verfügung gestellt wurden die Räumlichkeiten vom Berliner Senat, Abteilung Inneres und Sport. Und einige der Hausherren ließen es sich nicht nehmen, auch persönlich bei der Preisverleihung anwesend zu sein.
Für den Berliner Senat begrüßte Staatssekretär Aleksander Dzembritzki die Seglerinnen und Segler mit einem Grußwort. Auch Frank Schlizio vom Landessportbund Berlin und Christian Ahrendt vom Berliner Segler-Verband waren mit von der Partie und unterstrichen damit die Wichtigkeit des Segelsports auf den Berliner Gewässern. Anke Reemts von der Deutschen Gesellschaft für Schiffbrüchige warb für die Arbeit der Seenotretter, was unter den Versammelten gut ankam. „Mit den Seenotrettern ist es gewissermaßen wie mit der Feuerwehr, jeder hofft sie nie zu brauchen, ist aber froh, dass es sie gibt!“, resumierte DSV-Generalsekretär Dr. Germar Brockmeyer die wertvolle Arbeit der DGzRS. Unterstützt wurde der Fahrtenwettbewerb in diesem Jahr von der Messe boot & fun, deren Vertreterin Barbara Würschmidt staunte, wie vielfältig die Reisen der Segler ausfielen. Als Medienpartner waren Thorsten Höge vom SVG Verlag und Kerstin Zillmer vom Online-Segelmagazin FLOAT dabei.
Trotz der vielen guten Reisen gab es allerdings im Vergleich zu den Vorjahren wenig wirklich außergewöhnliche Fahrten. Aus diesem Grunde votierte die Jury einstimmig dafür die höchste Auszeichnung der DSV Kreuzer-Abteilung, den begehrten Commodore-Preis, in diesem Jahr nicht zu vergeben. Gleiches gilt für die beste Jugendreise, die Silberne Möwe. „Viele mögen das schade finden, es dient aber der Qualitätssicherung,“ resümmiert Thiele die Entscheidung der Jury.
Age-Nissen-Preis
Der Preis für die beste Nordseereise geht im Jahr 2018 an Jörg Lehmann, der mit der Kreuz As blue in 122 Tagen die anspruchsvollen Gewässer der britischen Inseln umrundete und stattliche 3.446 sm zurücklegte, davon allein 2.385 unter Segeln. Gerade die großen Distanzen und der hohe Segelanteil haben die Jury überzeugt und dafür gesorgt, dass der Preis in diesem Jahr an die Kreuz As blue geht.
Ostseepreis
Als beste Reise im Bereich Ostsee wurde die Fahrt von Corinna und Dr. Peter Cramer mit Tochter Johanne gewertet. Mit ihrer 11m langen „Freya“ waren sie von Stralsund aus Richtung Stockholm gestartet und hatten nach 35 Tagen sportliche 1650 Meilen geloggt, davon 1138 unter Segeln. Bestochen hat dieser Törn neben der professionellen Vorbereitung und Nachbereitung durch seine sportliche Durchführung, die ein sehr hohes Maß an Seemannschaft zeigt.
Arthur-Doerwaldt-Preis
Rainer Benz und Gisela Zimmermann waren zu zweit einen Monat mit ihrem Folkeboot „Hulda“ unterwegs und erhielten für ihre Fahrt von Dabitz via Fehmarn und über die Eider bis nach Wyk auf Föhr und zurück durch den Limfjord zurecht den Arthur-Doerwald-Gedächtnis-Preis, der die beste Fahrt eines Bootes unter 10 m Länge würdigt. Gerade auch die Eigner von kleinen Booten als positive Beispiele hervorzuheben, ist den Jurorinnen und Juroren wichtig, in diesem Fall die „Hulda“.
Küste-Preis
Theda und Eckhard Kruse segelten ausgehend von Plau am See über Usedom und Rügen küstennah bis nach Wolgast und in die Peene hinein. Bei diesem nachahmenswerten Törn stand der Erholungsfaktor im Mittelpunkt, weniger das Meilenreißen. Die profunde Vor- und Nachbereitung sowie die seemännisch gelungene Durchführung haben die Jury beindruckt, weshalb der Törn mit dem Küsten-Preis honoriert wurde.
Fluss-Seen-Preis
Ute und Stefan Sendtner-Voelderndorff aus dem Spandauer Yacht Club waren mit der Hansejolle „Sausebraus“ auf Binnengewässern unterwegs. Der Törn mit dem rudimentär ausgestatteten und nur 5,85 m langen Boot erinnerte ein wenig an die legendäre Fahrt von Wilfried Erdmann („Ein deutscher Segelsommer“) und erhielt in diesem Jahr den Fluss- und Seen-Preis der DSV Kreuzer-Abteilung für die beste Reise im Binnenbereich.
Motorpreis
Dr. Gisela Brehmer-Ziegenspeck und Prof. Jörg Ziegenspeck waren auch dieses Jahr wieder mit ihrem Stahlverdränger „Nordlicht II“ unterwegs. Nach ihren Törns Rund England in den Vorjahren legten sie 2018 mit der Yacht vom Typ Luna 34 in 35 Fahrtagen 306 Meilen in der Ostsee zurück. Damit errangen sie auch in diesem Jahr wieder den Motorpreis der DSV Kreuzer-Abteilung.
Familienpreis
Der Familienpreis wurde der Familie Haverkamp zugesprochen, die mit ihrer Dehler 37 „Moki“ von Großenbrode aus über das Kattegatt und Skagerrak stattliche 1508 Meilen zurücklegten. Vorbildlich war, wie die Kinder dabei in das Bordleben integriert wurden und im Laufe der Reise mehr und mehr Aufgaben übernahmen. Der gelungene Törn der KA-Mitglieder wurde mit dem Familienpreis geehrt, der mit 1.000 Euro für die Bordkasse dotiert ist.
Sonderpreis
Außerhalb der renommierten Wanderpreise hat sich die Jury in diesem Jahr entschlossen die Jugend-Flottillen-Fahrt des Akademischen Segelvereins Greifswald zu prämieren. Unter der Ägide der drei Skipper Marie-Christine Müller, Jan Bollmann und Kai Sommer fuhren die „Thetis“ und die „Stubber“ mit jungen Seglern von Greifswald bis nach Kopenhagen und zurück. Dabei standen die Ausbildung und das Naturerleben im Vordergrund, weshalb die Jury sich zur Vergabe des Sonderpreises entschloss.
Sonderpreis Umwelt
Der Sonderpreis Umwelt ging an Dr. Jens Müller für sein meereswissenschaftliches Projekt, das er im Rahmen einer Langfahrt durchgeführt hat.
Wir danken allen Unterstützern und Partnern des Fahrtenwettbewerbs 2018!